Eine Graphic Novel nach den Erinnerungen vom Joseph Joffo
von Heiko Koch
ITALIANO
Hardcover, 128 Seiten – ISBN: 978-3-903290-62-4
Der autobiografische Roman Ein Sack voll Murmeln des Pariser Joseph Joffo (1931 – 2018) erschien vor fast 50 Jahren. Mittlerweile wurde der Roman zig mal übersetzt, zwei mal verfilmt und zählt zu den Klassikern der französichen Literatur. Im Jahr 2017 erschien die Adaption der Geschichte als Graphic-Novel von Kris Bailly (Autor) und Vincent Bailly (Zeichner) im Futuropolis Verlag. In diesem Jahr erschien sie im Wiener Verlag bahoe books.
Die über 120 Seiten umfassende Graphic Novel schildert aus den Augen des jüngsten Sohnes Joseph das Schicksal der jüdischen Familie Joffo zur Zeit der Besetzung Frankreichs durch die Deutsche Wehrmacht.
Als die Deutschen und ihre französischen Helfer im Jahr 1941 mit ihren Razzien und Internierungen der jüdischen Bevölkerung im besetzten Teil Frankreichs beginnen, beschließt die Familie Joffo aus Paris zu fliehen. Die Familie teilt sich auf und flieht zu je zwei Personen auf unterschiedlichen Wegen. Dabei bleiben die Eltern, die älteren Brüder Henri und Albert und die jüngeren Brüder Joseph und Maurice paarweise zusammen. Sie versuchen in die noch nicht von den Deutschen besetze, in die „Freie Zone“ von Frankreich, zu kommen. Mit Hilfe eines Pfarrers entgehen Joseph und Maurice der Verhaftung und gelangen auf abenteuerliche Weise zu ihren Brüdern nach Menton. Auf ihrem Weg in den Süden Frankreich, schlagen sie sich mit viel Charme, Witz und Schlauheit durch Schwierigkeiten und Gefahren. Dem älteren Bruder Henri gelingt es die Eltern mit einem Trick aus dem Internierungslager Pau zu bekommen und endlich sind alle in Nizza wieder vereint.
Die vermeintliche Sicherheit dauert aber nicht lange. Wieder muss sich die Familie trennen. Joseph und Maurice kommen in einem Jugendlager unter, werden aber verhaftet. Diesmal ist es Maurice, der es schafft Joseph aus der Haft zu befreien. Ein Glück was ihrem Vater nicht zukommt. Dieser stirbt auf dem Transport in das Konzentrationslager Ausschwitz. Bis zum Kriegende verbringen die Familienmitglieder die Zeit unter Entbehrungen und Angst in unterschiedlichen Verstecken und unter Geheimhaltung ihrer jüdischen Identität. Erst nach der Befreiung von Frankreich kommt es zu einer Wiedervereinigung in Paris. Aber ohne den Vater.
Ein Sack voll Murmeln ist eine einfühlsame und intensive Geschichte von Flucht und Klandestinität, Gefängnis und Angst, die ein Junge und seine Familie erleben müssen. Sie führt die Schrecken des Besatzung und des faschistischen Terrors den LeserInnen eindrücklich vor Augen. Ein Kinderbuch ist es nicht. Ein Jugendbuch schon. Kris Bailley führt die LeserInnen mit Fingerspitzengefühl durch die Geschichte von Joseph. Und dem Zeichner Vincent Bailley gelingt es mit seinen Aquarellzeichnungen gefühlvoll die Nuancen der unterschiedlichen Atmosphären und Stimmungen wieder zugeben. Richard Steurer-Boulard übersetzte das Werk gekonnt auf Deutsch.
Ein weiteres Highlight vom Wiener bahoe books Verlag
(Fotos: Copyright bahoe books Verlag)
